Worte für die Woche vom 24.03.2020

Tue, 24 Mar 2020 18:50:27 +0000 von Christine Melzer

Worte für die Woche
                                                                 Von Pastorin U. Feddersen
 
Der Friede Gottes sei mit Euch allen!
 
Liebe Gemeinde und Freunde unserer Gemeinde,
in der vergangen Woche hörte ich im Deutschlandfunk, dass sich ein Mann über seine eingeschränkte Freiheit beklagte. Er sagte ungefähr so, dass seine Freiheit ein Menschenrecht sei, dass nicht eingeschränkt werden dürfe.  

Meine erste Reaktion war: Wir leiden alle darunter, uns nicht mehr beliebig frei bewegen zu dürfen. Und gleichzeitig weiß ich auch: Diese eingeschränkte Freiheit gilt doch unserem eigenen Schutz und dem Schutz anderer. Und aus diesem Grund will ich auch gar nicht mehr von meiner bisher sehr großen Bewegungsfreiheit Gebrauch machen.

Meine zweite Reaktion war: Was hat dieser Mensch für einen Freiheitsbegriff? Gibt es tatsächlich uneingeschränkte Freiheit, und wenn ja, täte sie mir gut.

Aus diesem Grund hab ich mir das Worte aus Gal 5,1 heute ausgesucht: „Zur Freiheit hat uns Christus befreit.“ 

Martin Luther hat diesen Satz in seiner großen Freiheitsschrift interpretiert. Er sagt dort: „Ein Christenmensch ist ein freier Mensch (Herr) über alle Dinge und niemandem untertan; ein Christenmensch ist ein dienstbarer Knecht aller Dinge und jedermann untertan.“

Hier liegt ein Widerspruch vor, frei zu sein und niemandem und nichts zu unterstehen und gleichzeitig Diener oder Dienerin zu sein und allen zu unterstehen. Wie kann das gehen? – Luther ist Dialektiker. Bei ihm ist der Gegensatz, die beiden Seiten der Medaille, das Sowohl-als-Auch die Wahrheit – allerdings in Christus.  

Wichtig ist, dass Luther hier von einem Christenmenschen spricht. Es ist ein Mensch, der sich bereits an Christus gebunden hat. Luther spricht nicht von einer absoluten Freiheit, das wäre die Anarchie. Luther spricht von einer gebundenen Freiheit. 

Die Bindung an Christus ermöglicht die Freiheit, dass ein Mensch keinem anderen oder keiner anderen Ideologie hinterherlaufen muss, er ist in Christus frei. Und gleichzeitig kann dieser Mensch sich auf andere einlassen und fragen: „Was kann ich für Dich tun?“ 

Komme ich auf den Mann im Deutschlandfunk zurück: auch wenn er vielleicht kein Christ ist, so hat er sich doch schon immer gebunden. Er ist in einer Familie großgeworden und hatte hoffentlich Mutter und Vater. Er hat sich nicht selbst erfunden. - Er ist vielleicht verheiratet und hat sich somit erneut an einen Menschen gebunden. Denken wir weiter: Er ist Arbeitgeber oder Arbeitnehmer, ganz gleich, was von beidem, auch hier ist er eine Bindung eingegangen. – Er ist Deutscher und Europäer, auch damit ist er gebunden und gehalten. – Allerdings ist er auch frei? Er lebt, wie wir alle, in einer Zeit, in der nun erst einmal tatsächlich „Schluss mit lustig“ ist. Gerade diese Zeit in diesem Augenblick ist die Spaßbremse schlechthin, was er ja mit seiner Anklage auch bemerkt hat. 

Als Christin binde ich mich an Christus und habe dadurch die Freiheit, mich anderen zuzuwenden und auch für andere zu verzichten. Ich kann mich einschränken und eine Bewegungsfreiheit aufgeben, die ich vorher hatte, die aber jetzt anderen und mir selbst schaden würde. 

Gleich ob ich Christin bin oder nicht, ich bin als Deutsche an diesen Staat mit Freiheiten und Pflichten gebunden und kann dankbar sein, dass die Regierung dieses Landes sich selbst unter das Gesetz stellt, sich selbst bindet. So ist ein deutscher Staatsbürger größtmöglich geschützt. Das ist in Staaten, in denen sich die Regierung nicht an das Gesetz bindet, nicht so.

Als Christin bleibe ich an Christus gebunden und habe Freiheit und eine Bindung, die über mein Leben und diese Zeit bis in Ewigkeit hinausreicht. Amen.

                                                                                   - - - . . . - - -

Himmlischer Vater, wir danken Dir für alle Menschen, die sich in diesem Augenblick für andere einsetzten und sich selbst damit in Gefahr bringen: für das Personal in Krankenhäusern und Arztpraxen, in Apotheken, an der Kasse der Supermärkt. Wir bitten Dich, schütze sie vor Ansteckung und Erkrankung. 

Wir bitten Dich für unsere Politiker, dass sie weiterhin ihre Arbeit für uns und unser Land tun können. 

Wir bitten Dich auch für Menschen, die an Covid 19 erkrankt sind in unserem Land aber auch in der ganzen Welt. Stärke diese Menschen mit Gesundheit und Deinem Wort.

Wir bitten Dich für uns selbst. Lass uns im Glauben Halt und Trost finden und schütze uns vor Erkrankung. Amen. 

Möge die Straße Dir entgegeneilen, möge der Wind immer in deinem Rücken sein. Möge die Sonne warm auf dein Gesicht scheinen und der Regen sanft auf deine Felder fallen. Uns bis wir uns wieder sehen, halte Gott dich im Frieden seiner Hand. +
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