Wir wissen aber, dass Bedrängnis Geduld bringt, Geduld aber Bewährung, Bewährung aber Hoffnung, Hoffnung aber lässt nicht zuschanden werden; denn die Liebe Gottes ist ausgegossen in unsere Herzen durch den Heiligen Geist, der uns gegeben ist. (Röm 5,3b-4)
Liebe Gemeindemitglieder und Freunde unserer Gemeinde,
Liebe Gemeindemitglieder und Freunde unserer Gemeinde,
am vergangenen Sonntag telefonierte ich mit einer Frau aus unserer Gemeinde und sie sagte mir: „Wir müssen jetzt Geduld haben!“ Welch ein weiser Ausspruch.
Ich beobachte nach zwei Wochen sozialen und wirtschaftlichen Stillstands zweierlei:
Zum einen gibt es Menschen, die es durchaus genießen, dass nun alles viel langsamer geht. Die Entschleunigung tut ihnen gut. Sie arbeiten im Homeoffice und erledigen zu Hause quasi nebenbei noch alles das, was über Monate liegenblieb. Der Vorratskeller ist aufgeräumt und neu bestückt, der Frühjahrsputz erledigt und der Garten bearbeitet. Dabei liegt die anfängliche Angst vor Ansteckung auf Eis oder wird mit Arbeit verdrängt.
Zum anderen erlebe ich, dass die Geduld bei vielen nach zwei Wochen Stillstand nachlässt. Erste Disskussionen kommen auf, dass das Leben wieder „hochgefahren“ werden soll. Diese Forderung hat durchaus Berechtigung. Viele Unternehmen sind auf eine harte Probe gestellt. Eine Unternehmerin sagte in der letzten Woche: „Acht Wochen können wir das maximal durchhalten, dann sind wir ruiniert.“ Viele Unternehmen würden nicht einmal acht Wochen des Stillstands wirtschaftlich überdauern. Hier ist die Angst vor dem Virus geringer als die Angst vor dem wirtschaftlichen Aus. Wird hier Geduld Bewährung oder eher den Ruin zur Folge haben?
Ich selbst habe das Gefühl, dass ich in einem Vakuum lebe. Im Gemeindezentrum ist es recht still geworden. Ich bin dankbar, dass Frau Landmesser regelmäßig kommt und Ehepaar Schmidt verlässlich zum Mittagsläuten vorbeischaut. Ich versuche aufzuarbeiten, was liegen geblieben ist und für die kommende Zeit vorzuarbeiten. Allerdings ist da eine Leere: Ich arbeite und arbeite doch nicht. Meine Geduld lässt nach. Das Aushalten, die Bewährung fällt mir schwer, weil mir die Perspektive fehlt. Ich sehe diese Zeit auch als eine Herausfordeung für meinen Glauben an. – Welche Hoffnung habe ich nach diesen zwei Wochen? Ich hoffe, dass die Folgen des Virus bei uns nicht die Ausmaße annehmen, die in Italien oder Spanien herrschen. Ich hoffe, dass die Erkrankten wieder gesund werden und denke jeden Abend im Gebet an sie. Ich hoffe, dass sie von der Liebe Gottes etwas wahrnehmen und erkennen. Das wünsche ich ihnen. Das erhoffe ich aber auch für die Menschen, für die keine gesundheitliche Besserung eintritt, seien Sie durch den Virus erkrankt oder durch etwas anderes. Und: Ich möchte die nicht vergessen, die am Rand unserer Gesellschaft leben und es jetzt ganz besonders schwer habe, auch für sie erbitte ich, dass Gottes Liebe ihnen nahe sein möge.
Mir kommt oft Hiob in den Sinn und die Aussagen des Versuchers, er formuliert ungefähr so: Hiob ist fromm, weil es ihm gut geht. Aber taste seinen Besitz und seine Familie an, wie wird es dann sein?
Ich muss aber wie in Psalm 73 ein „Dennoch“ anführen: Dennoch gibt es Neues und Schönes, das es vor der Krise so für mich nicht gab und ich hätte das wohl auch vor der Krise so nie getan: Wir singen jeden Abend das Lied „Der Mond ist aufgegangen“, zuerst haben wir – mein Mann, unsere Tochter und ich - dreistimmig vom Balkon gesungen. Nun gehen wir an den Zaun und der Nachbar kommt mit genügendem Abstand dazu. Er bringt seine Hund mit. Wir singen einstimmig, aber zu viert. Und wir haben das Repertoire erweitert: „Kein schöner Land“ ist mit dazugekommen, ein Lied, dass ich schon in der zweiten Klasse meiner eigenen Schulzeit gesungen habe. Während wir singen, toben die Hunde durch den Garten. Näturlich halten wir anschließend noch ein Schwätzchen mit dem Nachbarn. Das tut gut, und ich freue mich jeden Abend darauf. – Haben auch Sie etwas, dass Sie trotz Coronakrise als positiv wahrnehmen und auf das Sie sich freuen?
Und: Christine Melzer schrieb mir, dass Sie „Worte für die Woche“ verfasst habe. Und sie schrieb dazu ungefähr so, dass ich damit machen könne, was ich wollte. Na, das ist doch klar: Ich will Sie Ihnen genau so zukommen lassen, als „Worte für die Woche“, wie sie geschrieben sind. Da ist sie dann doch, die Liebe Gottes, lassen Sie sich von ihr stärken!
Nun seien Sie lieb gerüßt, bleiben Sie behütet und gesund
Ihre Uta Feddersen, Pn.
Ihre Uta Feddersen, Pn.
Und:
Kein schöner Land in dieser Zeit als hier das unsre weit und breit, wo wir uns finden wohl unter Linden zur Abendzeit.
Da haben wir so manche Stund gesessen da in froher Rund, und taten singen: die Lieder klingen im Abendgrund.
Dass wir uns hier in diesem Tal noch treffen so viel hundertmal, Gott mag es schenken, Gott mag es lenken, er hat die Gnad.
Jetzt, Brüder, eine gute Nacht, der Herr im hohen Himmel wacht. In seiner Güte uns zu behüten ist er bedacht.